Wer auf LinkedIn unterwegs ist, bekommt leicht den Eindruck: ChatGPT sei vor allem ein Business-Tool. Wir diskutieren AI-Agenten, Workflows und Produktivitätssteigerung. In Wirklichkeit repräsentiert das aber nur einen Bruchteil der Nutzung.
OpenAI hat die Daten offengelegt: 70 % der Gespräche in ChatGPT sind privat, nur 30 % geschäftlich. Für die Mehrheit der Nutzer ist ChatGPT kein Unternehmenswerkzeug, sondern ein alltäglicher Begleiter.
Die Kategorien der Nutzung machen das deutlich:
▶️ Asking (ca. 3/4 aller Unterhaltungen) – Fragen stellen, Informationen suchen, Rat einholen.
▶️ Doing – Schreiben, Planen, Programmieren, Aufgaben vorbereiten.
▶️ Expressing (11 % der Nutzung) – Kreativität, Ideen ausprobieren, persönliche Reflexion.
Damit wird klar: Die meisten Menschen nutzen ChatGPT für Hausaufgaben, Bewerbungsschreiben, Rezepte oder einfach, um besser zu verstehen, was sie gerade beschäftigt.
Natürlich: Auch die 30 % Business-Nutzung sind relevant. Hier geht es um Textentwürfe, Programmierung, Entscheidungsunterstützung – klassische Wissensarbeit. Aber sie sind in der Minderheit.
Ein weiterer Hinweis: Die Nutzerbasis verändert sich stark. OpenAI zeigt, dass ChatGPT heute geschlechterübergreifend und global breiter genutzt wird – der Anteil von Nutzerinnen stieg von 37 % Anfang 2024 auf über 50 % Mitte 2025. Besonders stark wächst die Nutzung in Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen. Das Bild der „Tech-Elite“ passt nicht mehr.
Und genau darauf richtet OpenAI ChatGPT aus: auf den Superassistenten für alle Lebenslagen. Neue Features – ob multimodale Fähigkeiten oder GPT-5 – sollten wir deshalb nicht ausschließlich durch die Business-Brille bewerten. Vieles davon ist zunächst für den privaten Massenmarkt gedacht.
Das schmälert die Relevanz für Unternehmen nicht. Im Gegenteil: Es zeigt, dass die eigentliche Produktstrategie von OpenAI Alltagstauglichkeit vor Spezialanwendungen stellt.
Und vielleicht ist das die entscheidende Botschaft für uns hier auf LinkedIn: Wir analysieren Business-Cases, aber die Richtung von ChatGPT wird maßgeblich von den Millionen Menschen geprägt, die es für ihren Alltag nutzen.
Es nagt vielleicht etwas am KI-Business-Guru-Selbstwertgefühl, aber: Die Zukunft von ChatGPT entscheidet sich weniger im Meetingraum – sondern am Küchentisch.
Analyse von OpenAI: https://openai.com/index/how-people-are-using-chatgpt/