Erst verändert ChatGPT, wie wir suchen. Dann, wie wir arbeiten. Jetzt greift es an, wie wir kaufen. Mit dem neuen „Shopping Research“-Feature.
Noch hat niemand gewonnen – aber wer nicht reagiert, könnte Probleme bekommen.
Mit dem Instant-Checkout hat OpenAI bei ChatGPT bereits gezeigt, dass Kaufprozesse nicht mehr zwingend auf Websites stattfinden müssen. Suchen, filtern, buchen – alles innerhalb der App. Jetzt kommt der Shopping-Companion dazu: Ein Assistent, der Bedürfnisse abfragt, Webseiten crawlt, Produkte vorsortiert und aus Feedback lernt.
Damit macht OpenAI deutlich, was sie anstreben:
Sie wollen zur Kundenschnittstelle des E-Commerce werden – dem Ort, an dem Entscheidungen entstehen.
Und trotzdem: Das Ergebnis ist offen.
Die großen Plattformen haben starke Ökosysteme, Marken haben loyale Communities, und Nutzerverhalten verändert sich nur schrittweise. Niemand reiht sich freiwillig hinter einem neuen Gatekeeper ein.
Aber die strategische Dynamik ist eindeutig:
ChatGPT positioniert sich zwischen Nutzer und Shop. Nicht als Konkurrent, sondern als Filter, Berater und Vorauswähler. Und wer die Vorauswahl kontrolliert, verschiebt langfristig Wertschöpfung.
❇️ Was heißt das nun für Unternehmen?
Ich würde nicht darauf warten, bis feststeht, ob OpenAI die Schnittstelle wirklich gewinnt. Entscheidend ist, dass das Rennen begonnen hat – und dass Positionierung jetzt zählt.
Drei Schritte sind aus meiner Sicht zentral:
1️⃣ Position beziehen: Soll mein Angebot in KI-Interfaces präsent sein – oder bewusst nicht? Neutralität ist keine Option.
2️⃣ Marke stärken: Nur starke Marken entziehen sich der Austauschlogik algorithmischer Empfehlungen.
3️⃣ Strukturierte Daten liefern: KI crawlt, vergleicht, bewertet. Saubere Produktdaten werden damit zum Wettbewerbsvorteil.
Natürlich wird niemand über Nacht vom eigenen Shop entkoppelt. Menschen wollen stöbern, Geschichten erleben, Vertrauen spüren. Das spricht dafür, dass klassische Interfaces weiterhin wichtig bleiben.
Aber wir erleben gerade, wie ein neuer Zugangspunkt entsteht – einer, der Beratung, Suche, Vergleich und Auswahl vereint. Und wenn ein Unternehmen nicht einmal prüft, wie es dort stattfinden möchte, überlässt es diese Entscheidung anderen.
Vielleicht liegt die Ironie der Zukunft darin, dass die wichtigste Conversion nicht mehr im Warenkorb passiert, sondern im ersten Satz einer Chat-Konversation.

