Wo ist die Innovationsfreude hin?

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Wann sind wir eigentlich falsch abgebogen bei der Freude an Innovationen und neuen Technologien?

Mir fällt seit Wochen immer wieder dasselbe Muster auf. Egal ob KI, Energiewende, Mobilität oder neue Technologien insgesamt: Wir schauen zuerst darauf, was schiefgehen könnte. Was reguliert werden muss. Was uns genommen wird. Und erstaunlich selten darauf, was wir damit gestalten könnten.

Wir versuchen ernsthaft, die Zukunft mit den Rezepten von gestern zu verwalten. Das hat noch nie funktioniert. Und es wird auch diesmal nicht funktionieren.

Früher haben wir neue Technologien genutzt, um Neues zu bauen. Heute diskutieren wir sie, als wären sie ein Naturereignis, das man irgendwie eindämmen muss. Verbrenner-Aus, E-Mobilität, Gaskraftwerke, KI-Regulierung – das Grundmuster bleibt gleich: Vorsicht vor Vision.

Natürlich gibt es Risiken. Natürlich braucht es Regeln. Aber wenn Regulierung der erste Reflex ist und Gestaltung erst sehr viel später kommt, verlieren wir Zeit. Und Zeit ist bei exponentiellen Technologien kein neutraler Faktor.

Was mich dabei besonders frustriert: Mir fehlt oft der große Blick. Wie passen KI, Energie, Infrastruktur, Produktivität und gesellschaftlicher Fortschritt zusammen? Wo ist die Vorstellung davon, wie wir das alles sinnvoll miteinander verzahnen könnten? Vieles wirkt wie Politik mit Blick in den Rückspiegel – nicht wie Gestaltung nach vorne.

Mir geht es dabei ausdrücklich nicht darum, Schuldige zu suchen. Das hilft niemandem. Die Frage, die mich umtreibt, ist eine andere:

Was können wir konkret tun, um wieder mehr Gestaltungsfreude zu entwickeln? In Unternehmen. In Teams. Als Einzelne.

Mehr Neugier statt Abwehr. Mehr Ausprobieren statt Absichern. Mehr Verantwortung übernehmen, statt auf perfekte Rahmenbedingungen zu warten. Positive Beispiele gibt es. Aber wir brauchen deutlich mehr davon – und wir müssen sie sichtbarer machen.

Vielleicht ist genau das der Hebel: Nicht auf die große Vision von oben warten, sondern selbst anfangen, sie im Kleinen zu leben.

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