Bot-Lizenzen als neue Einnahmequelle?

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Neues Geschäftsmodell „Monetarisierung per Bot-Maut“ – oder doch nur Sterben auf Raten?

Es ist ein Paradigmenwechsel, der gerade fast unbemerkt beginnt: Cloudflare startet einen Marktplatz, auf dem Website-Betreiber KI-Bots für das Crawlen ihrer Inhalte zur Kasse bitten können. Ein Geschäftsmodell, das nicht auf Menschen, sondern auf Maschinen zielt – und das die ökonomische Architektur des Internets verändern könnte.

Denn der Ausgangspunkt ist klar: Die klassischen Erlösmodelle der digitalen Medienlandschaft geraten durch generative KI massiv unter Druck.

Verlage und Content-Plattformen investieren weiterhin in hochwertigen Journalismus, in Expertise, in Infrastruktur. Doch immer mehr Nutzer:innen konsumieren Inhalte in abstrahierter Form – direkt über ChatGPT, Perplexity oder Claude. Die genAI-Bots holen sich das Wissen via Scraping, liefern aber kaum Verweise zurück.

OpenAI generierte laut Cloudflare rund 1.700 Anfragen pro verweisender URL, Anthropic sogar über 73.000:1. Ergebnis: Hohe Infrastrukturkosten für Publisher, aber kaum Traffic, kaum Werbeeinnahmen, kaum Markenwahrnehmung.

Cloudflare dreht nun an einem Hebel: Wer AI-Zugriff will, soll zahlen. Über den neuen „Pay Per Crawl“-Marktplatz (aktuell im Private Beta) können Betreiber individuell festlegen, ob sie Bots blockieren, kostenfrei zulassen – oder nur gegen Bezahlung ein Datenhäppchen freigeben. Unterstützt wird die Idee bereits von großen Namen wie Condé Nast, TIME, Reddit oder Pinterest.

Das wirkt auf den ersten Blick wie eine elegante Lösung: ein neues Erlösmodell, das nicht die Leser:innen belastet, sondern die Maschinen. Und das zu einem Zeitpunkt, wo genAI-Firmen dringend auf hochwertiges Trainingsmaterial angewiesen sind – denn der freie Content geht langsam zur Neige.

Aber hält das Modell, was es verspricht? Drei Fragen drängen sich auf:

1️⃣ Ergänzt oder ersetzt diese Bot-Maut das alte Geschäftsmodell?
Wenn sich die Bezahlquote großer KI-Firmen durchsetzt, könnten Publisher neue, wiederkehrende Einnahmen generieren. Die Realität wird aber differenziert sein: Nur wer exklusiven, hochrelevanten Content bietet, kann wohl nennenswerte Preise erzielen. Für viele kleinere Seiten dürfte die monetäre Ausbeute überschaubar bleiben.

2️⃣ Wie fair ist dieses Modell verteilt?
Plattformen wie Cloudflare bieten zwar die technische Infrastruktur, kassieren aber im Zweifel eine Provision für das, was andere produzieren. Die eigentliche Leistung – der Content – bleibt in der Hand der Publisher, aber der Zugang wird nun durch Dritte vermittelt. Auch hier verschieben sich Machtverhältnisse.

3️⃣ Ist es nur das Sterben auf Raten – in Raten?
Wenn die Einnahmen aus Bot-Zahlungen die früheren Werbeerlöse bei weitem nicht ersetzen, bleibt das Modell ein symbolischer Akt. Eine Art digitale Resteverwertung, in der Publisher zwar ein paar Cent für ihren Output bekommen, aber keine tragfähige Finanzierungsperspektive.

Neue Lizenzökonomie? Oder die letzten Zuckungen?

Link zum Techcrunch-Artikel

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