GPT-5 kann keine Karten. Ja und?

von

Breaking News: GPT-5 kann keine Landkarten. Unternehmen weltweit stellen deshalb sofort ihre KI-Projekte ein… Ein Rant. 😤

Pünktlich zum Launch von GPT-5 tauchen sie wieder auf: Posts mit Landkarten, die falsche Grenzen zeigen oder Städte falsch benennen. Dazu ein gönnerhaftes „So intelligent ist KI also“ und der obligatorische Subtext: Solange sie das nicht kann, taugt sie für Unternehmen nichts.

Ganz ehrlich? Das ist wie 2023 über das „sechs Finger“-Problem bei KI-Bildern zu spotten. Damals hieß es: Eine KI wird nie realistische Bilder erzeugen. Heute sehen Fotografen und Filmemacher ihre Jobs wanken – und niemand redet mehr über Zusatzfinger.

Das Problem: Diese Landkarten-Lästerei ignoriert drei Realitäten, die längst Alltag sind:

✅ Unternehmen setzen KI längst im Tagesgeschäft ein. In meinen Workshops treffe ich keine Teams mehr, die ChatGPT & Co. nicht nutzen – und zwar nicht als Spielerei, sondern integriert in die tägliche Arbeit: E-Mails entwerfen, lange Dokumente in Sekunden durchsuchen, Ideen brainstormen, Präsentationen strukturieren. Das spart Zeit, reduziert Reibungsverluste und gibt Mitarbeitenden Kapazität für strategische Aufgaben.

✅ Produktionsprozesse werden messbar effizienter. In vielen Firmen ist KI schon stiller Co-Worker: Sie übernimmt Produktbeschreibungen, prüft Daten auf Fehler, bereitet Berichte vor oder beantwortet interne Supportanfragen. Selbst wenn sie nur Teilaufgaben abnimmt, verkürzt das Durchlaufzeiten und senkt Kosten – ohne dass dafür ganze Prozesse umgebaut werden müssen.

✅ Ganze Branchen geraten unter Druck. Programmierung verändert sich rasant – nicht nur durch Code-Vervollständigung, sondern durch automatisierte Fehleranalyse und Testgenerierung. Marketing und PR arbeiten längst mit KI-gestützten Kampagnen- und Content-Workflows. In der Beratung übernehmen Modelle Routineanalysen, wodurch der Bedarf an Junior-Consultants sinkt. Das sind tiefgreifende, strukturelle Verschiebungen – weit weg von der Frage, ob eine Landkarte stimmt.

Das heißt übrigens nicht, dass die LLMs alles können oder die Hype-gepushten Erwartungen jetzt schon erfüllen (siehe AGI). Auch gibt es immer mehr Experten, die gefühlt nach abgebrochenen VHS-KI-Kurs anderen erzählen wollen, wie toll KI ist und dabei jede Marketing-Blase noch mehr aufpusten.

Dafür können die LLMs nichts. Ihre Kartenfehler sind kein Beweis mangelnder Einsatzfähigkeit. Sie zeigen nur, dass die Autoren nicht verstanden haben, KI an den Business-relevanten Werten zu messen.

Wer heute über falsche Landesgrenzen witzelt, könnte morgen feststellen, dass die eigene Jobbeschreibung längst von GPT-X optimiert wurde. Ganz ohne Kartenkunde.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner