Kann das nicht KI machen? Diese Frage muss zur Standardfrage werden. Insbesondere im Kopf von Produktionsvorständen, Werksleiter:innen und Logistikverantwortlichen.
KI wird häufig noch als „Schreibtisch-Assistent“ behandelt, während weltweit Produktions- und Logistiksysteme entstehen, die durch KI gesteuert, überwacht und optimiert werden – weitgehend autonom.
Wir bewegen uns längst nicht mehr im hypothetischen Raum. Beispiele aus Industrieprojekten und aus China zeigen, wohin die Infrastruktur-Logik führt:
– Echtzeitanalyse von Produktionsdaten, die automatisch Vorschläge zur optimalen Taktung, Materialnutzung oder Qualität macht.
– Video- oder Sensor-basierte Erkennung von Tätigkeiten, die entscheidet, was als Nächstes passieren sollte.
– Robotik, die Kontext versteht, statt nur Befehle abzuarbeiten.
– Teilautonome Produktionslinien, die mit minimaler Personaldichte laufen, weil Steuerung und Überwachung KI-basiert erfolgen.
Abwarten ist hier eine schlechte Strategie. Diese Systeme werden jeden Monat intelligenter, weil ihre Datenbasis wächst.
Wer meint, das ginge zu weit, frage im Automobilbau nach: Vor 30 Jahren galt ein robotisierter Rohbau als Fantasie. Heute ist er Standard.
Kann das nicht KI machen?
Wenn diese Frage nicht gestellt wird, bleiben Effizienz, Qualität und Geschwindigkeit dort liegen, wo heute noch Menschen Routineentscheidungen treffen.
Sie muss zum neuen betrieblichen Prinzip werden. Jeder Schritt, jede Entscheidung, jede Tätigkeit im Unternehmen sollte sich diesem Check stellen: Kann das nicht KI machen – oder zumindest besser?
Das ist ein notwendiger Kulturwandel. KI ist eine Infrastruktur, die intelligente Entscheidungen überall dort ermöglicht, wo Prozesse digital sichtbar sind. Es geht nicht darum, Mitarbeitenden ein neues Tool zu geben. Es geht darum, Wertschöpfung grundsätzlich anders zu organisieren.
Wir müssen Prozesse anders betrachten: nicht aus der Perspektive der heutigen Arbeitsweise, sondern aus der Perspektive dessen, was technisch möglich wird.
Wie kann man konkret beginnen?
▶️ Jeden Prozessschritt identifizieren und beschreibbar machen. Ohne Klarheit keine Automatisierung.
▶️ Digitale Sichtbarkeit herstellen. Daten, Sensorik, Schnittstellen – die Grundlage jeder KI-Entscheidung.
▶️ Pilotprojekte in Kernprozessen starten. Produktion, Logistik, Planung statt Marketing-Tools.
▶️ Skalierbare KI-Infrastruktur etablieren. Damit aus Einzelprojekten ein System wird, das das ganze Unternehmen trägt.
Das ist Arbeit in den Details und braucht Zeit und Ressourcen. Ich sehe aber keinen anderen Weg, wie wir sonst dahin kommen.
Denn “Hätten wir das mal besser mit KI gemacht” ist eine Einsicht, die im Zweifel zu spät kommt.

