„Die KI bringt nichts wirklich Neues.“ Ist das so?
Neuigkeit ist kein Naturgesetz, sondern eine Frage der Perspektive. Objektiv betrachtet mag es stimmen: KI schöpft aus bereits existierendem Wissen. Alles, was in Sprachmodellen steckt, wurde zuvor von Menschen geschrieben, gedacht, publiziert. Kein Geistesblitz aus dem Nichts.
Doch so funktioniert unser eigener Erkenntnisprozess auch. Wie oft hören wir etwas, das für Millionen längst bekannt ist – und für uns trotzdem einen Aha-Moment auslöst?
Subjektiv neu ist immer noch neu.
Das kann ein Fakt sein, den wir nie kannten. Oder einer, den wir längst wieder vergessen hatten. In beiden Fällen schafft die KI Wert, indem sie uns daran erinnert oder uns darauf stößt.
Spannend wird es, wenn Bekanntes neu kombiniert wird. Genau darin liegt häufig der Impuls für Innovation: Muster sehen, Verbindungen knüpfen, Ideen verketten. KI kann das in einer Geschwindigkeit und Breite, die wir allein kaum leisten. Nicht, weil sie genial wäre – sondern weil sie uns Denkanstöße gibt, die wir sonst übersehen hätten.
Die entscheidende Frage lautet also nicht: „Erfindet KI etwas völlig Neues?“
Sondern: „Hilft sie uns, Dinge als neu zu sehen?“
Wenn wir Neuigkeit aus unserer eigenen Sicht bewerten, öffnen wir den Blick für den eigentlichen Mehrwert. Objektiv mag alles schon da sein – subjektiv kann es unser Denken, unsere Arbeit, unsere Entscheidungen verändern.
Und Hand aufs Herz: Wann war die letzte wirklich „objektiv neue“ Idee im Unternehmen? Vielleicht liegt der Unterschied gar nicht darin, wer Neues erfindet – sondern wer den Wert alter Ideen im neuen Kontext erkennt.