In meinem Rechner sitzen kleine Helferlein, die von unten gegen die Tastatur schauen und genau wissen, was ich tue. Science-Fiction? Nein, Windows-11-Roadmap.
Microsoft führt bei Windows 11 eine Agenten-Schicht. Agenten bekommen eigene Nutzerrechte, laufen parallel, können auf Apps und Daten zugreifen und übernehmen Aufgaben auf Zuruf.
Was bedeutet das eigentlich?
Zum ersten Mal ziehen „digitale Kollegen“ direkt auf unseren Endgeräten ein.
Sie verstehen, welche Tools wir nutzen, welche Dateien wichtig sind, wie wir mit anderen interagieren. Und sie erledigen Aufgaben eigenständig, statt nur Hinweise zu geben. Das ist eine stille, aber tiefgreifende Verschiebung:
Wir wechseln von selber machen zu machen lassen.
Spannend wird es, wenn man diesen Gedanken weiterdenkt.
Stellen wir uns vor, ich beauftrage meinen Agenten, ein Meeting vorzubereiten. Er spricht nicht mit mir – sondern mit dem Agenten der anderen Seite. Beide gleichen Kalender ab, klären Tagesordnungspunkte, prüfen relevante Unterlagen und liefern am Ende zwei sauber vorbereitete Menschen in einen gut strukturierten Termin.
Was heute nach experimenteller Demo klingt, kann morgen Alltag sein – vor allem, wenn Microsoft diese Funktionen millionenfach ausrollt.
Natürlich hat diese Entwicklung eine zweite Seite.
Bevor solche Agenten produktiv eingesetzt werden, müssen wir klären: Welche Rechte sollen sie besitzen? Worauf dürfen sie zugreifen? Schreiben sie E-Mails? Können sie Verträge verschicken? Und wie verhindern wir, dass ein übermotivierter Agent „für uns denkt“, wo menschliches Urteil zwingend gefragt ist?
Unternehmen brauchen dafür klare Governance-Modelle, Leitplanken und ein Verständnis dafür, dass produktive Autonomie immer auch produktive Risiken schafft.
Trotzdem lässt mich der Gedanke nicht los:
Wir sind dabei, eine neue Arbeitsteilung zu entwickeln – zwischen Menschen, Systemen und deren Agenten. Es fühlt sich ungewohnt an, aber auch faszinierend. Und vielleicht klopft in ein paar Jahren keiner mehr an die Bürotür, sondern ein kleiner digitaler Assistent meldet sich: „Dein Meeting ist vorbereitet – ich und mein Gegenüber haben uns schon abgestimmt.“
Wenn das so kommt, hoffe ich nur, dass die Helferlein nicht anfangen, sich über meinen Schreibstil zu beschweren.

