Studieren für das KI-Zeitalter – neue Ansätze sind gefragt

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Wenn Wissen wie Strom aus der Steckdose verfügbar ist – was bringen wir Studierenden dann eigentlich noch bei, damit sie im KI-Zeitalter erfolgreich sind?

Das war ein Vortrag, der mich noch eine Weile beschäftigen wird. Professor Varghese Panthalookaran von der Rajagiri School of Engineering & Technology stellte gestern and der FH Münster eine ebenso einfache wie unbequeme Frage:

Welche Chancen haben Absolventen noch in einer Arbeitswelt, in der generative KI das vermittelte Wissen schneller, günstiger und skalierbarer liefern kann?

Was zunächst nach einem provozierenden Gedankenexperiment klingt, trifft einen wunden Punkt unseres Bildungssystems. Wenn KI das universitäre Wissen besser beherrscht als wir – was bleibt uns dann?

Die Diskussion drehte sich um drei zentrale Fragen:

1️⃣ Worauf bereiten wir Studierende eigentlich vor, wenn Wissen kein Differenzierungsmerkmal mehr ist?
2️⃣ Welche Fähigkeiten können (und müssen) Menschen entwickeln, die Maschinen nie erreichen werden – und wie bringen wir diese bei?
3️⃣ Wie müssen Lehre und Lernen sich verändern, damit aus Konsumenten von Inhalten wieder aktive Gestalter gesellschaftlicher Zukunft werden?

Es geht nicht um weniger Bildung, sondern um eine andere. Um ein Curriculum, das nicht Fakten vermittelt, sondern Urteilskraft stärkt. Um Lehre, die nicht auf Prüfungen zielt, sondern auf Perspektivwechsel. Und um Hochschulen, die nicht nur Wissen verwalten, sondern Menschen ermutigen, Verantwortung zu übernehmen.

Das ist kein kleines Update für den Stundenplan. Das ist ein Paradigmenwechsel.

Was ich dabei bemerkenswert fand: Die Klarheit, mit der das Thema benannt wurde. KI wird in absehbarer Zeit mindestens so schlau sein wie wir (oder ist es teilweise ja schon jetzt) und das wird fundamentale Konsequenzen für unsere Arbeit haben. Bei uns wird davor oft die Augen verschlossen – oder die These angezweifelt.

Das Problem dabei ist, dass dann Lösungen gar nicht erst angedacht werden. Denn die machen viel Arbeit (hier die Bildungswege komplett neu aufsetzen) und wenn man die vermeiden kann… Nur so werden wir den Ansprüchen der Studierenden an uns nicht gerecht. Diese wollen für die Arbeitswelt vorbereitet werden und ihre Investition in ihr Studium durch einen spannenden Job wieder eingespielt bekommen.

Wenn wir sie nur so ausbilden, dass sie 1:1 in das Konkurrenzverhältnis mit KI laufen, dann haben sie keine Chance. Den Wettkampf können sie nicht gewinnen. Wir haben die Verantwortung, die Studierenden so auszubilden, dass sie in einer KI-Arbeitswelt ihre Chancen nutzen können – und nicht an ihr scheitern.

Vielen Dank an das FH-interne Wandelwerk für die Organisation – und an Professor Panthalookaran für einen Vortrag, der genau die Fragen stellt, die wir viel zu lange vertagt haben. Ich wünsche ihm viele weitere aufmerksame Zuhörer auf seiner Reise. Dieses Thema hat es verdient.

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